Seit einigen Wochen nun schon ist Stephan an der Planung der neuen Wasserleitung von der Quelle in den Bergen und Wasseranlage für unser Dorf dran. Da die Leitungen alle marode sind und wir nur ganz wenig bis gar kein Wasser mehr aus unseren 3 Wasserhähnen in unserem Dorf herausbekommen, wurden Pläne für eine neue Anlage entwickelt. Dafür hatte Stephan sich mit einem Ingenieur für Wassersysteme aus Butha-Buthe zusammengesetzt, um herauszubekommen was gemacht werden muss und wie hoch die Kosten dafür werden würden. Dieser Ingenieur, der für die Regierung arbeitet, war super kooperativ und schnell zu erreichen. Schon etwas ungewöhnlich für Lesotho. Durch ihn bekam Stephan dann auch den Kontakt zu einem anderen Mosotho, der ein erfahrenerer Arbeiter auf dem Gebiet ist und uns nun den Schlicktank an der Quelle und ein 5m³ Wassertank im Dorf bauen wird. Er selbst hatte es 1984 von einem Schweizer Team beigebracht bekommen. Somit kann es ja nur gut werden.
Wir Dorfbewohner werden uns um das Sammeln und Behauen der Steine und dem Kiessand aus dem Fluss kümmern. Und denkt nicht, dass es nur Männerarbeit sei. Nein! Vor allem die Frauen sind hier schwer am Anpacken! Ich bin immer wieder beeindruckt, mit was für einer Kraft die hier an die Arbeit heran gehen.
Zudem werden sich die Dorfbewohner, zu denen wir uns auch zählen, ebenfalls darum kümmern, dass die Gräben für die Wasserleitung von der Quelle bis zum Dorf gezogen werden. Der Ingenieur meinte, es wären nur ein paar hundert Meter, locker zu schaffen in kürzester Zeit….doch wenn ich an unseren felsigen und steinigen Böden hier denke.
Ich brauche ja schon alleine für nur einen Quadratmeter Boden über eine Stunde um nur durch das Gras zu gelangen um dann darunter an die Steine heran zu kommen… und dann einen Graben 60cm tief buddeln? Oha, da bräuchte ich ein paar Jährchen nur für einen Meter. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Vorhaben wohl etwas anstrengender wird und dadurch auch länger dauern wird als nur ein paar Tage.
Alles im Allen hoffen wir, dass wir das ganze Projekt mit unseren Nachbarn und dem Bauarbeiter in weniger als 1,5 Monate hinbekommen werden…hoffen wir…man weiß ja nie was noch dazwischen kommt. Ist ja schließlich Afrika.
Aber wir sehen es positiv und wie auch all unsere Nachbarn schauen wir schon mit großer Vorfreude auf die kommende Wasserversorgung hin. Es wird nämlich höchste Zeit, dass diese Anlage erneuert wird, da es immer noch nicht genügend geregnet hat und wir auf die Quellen in den Bergen angewiesen sind. Es gab noch nicht einmal genügend Regen, sodass das Grass hätte wieder anfangen können zu wachsen. Und das soll was heißen, denn das braucht eigentlich wirklich nicht viel um grün zu werden.
Und da die derzeitigen Leitungen nun eben aus mehr Löchern als Rohr besteht, kommt nachts kaum und tagsüber gar kein Wasser am Wasserhahn im Dorf mehr an. Daher schleppen hier die Frauen tagtäglich Wassereimer für Wassereimer für ihren täglichen Bedarf von einer etwas weiter abgelegenen Quelle oder aus dem fast trockenen Fluss, auf ihrem Kopf, heran. Das beinhaltet Wasser
zum trinken, kochen, waschen, für den Gemüsegarten und teilweise auch fürs Vieh. Hammer harte Arbeit! Ich bin so dankbar, dass wir ein Auto haben und das Wasser nicht schleppen müssen!
Ja um das Ganze nun endlich abzurunden, komme ich nun zu dem Besten der ganzen Geschichte. Denn am Freitagabend kam endlich der erste lang ersehnte Teil der Baumateriallieferung, die es uns ermöglicht endlich mit den Bauarbeiten anfangen zu können, an. Jippiiiii. (Aber weitere Spenden sind noch nötig um das Projekt fertigzustellen.) Heute Morgen dann kam unser Chief vorbei, Ntate Thomas. Er hatte das Material bei uns liegen sehen (vielleicht kam auch die Stille Post bei ihm an) Er zeigte darauf und fing natürlich gleich in Sesotho an zu fragen…ihr müsst wissen, dass er nur Sesotho spricht und unser Sesotho noch zu wenig ist um eine bedeutsame Unterhaltung über kommende Bauarbeiten führen zu können…dachten wir zumindest, denn man höre und staune, wir haben es hinbekommen. Mit Händen und Füßen und Sams Übersetzungskünsten hat‘s geklappt. Hinterher standen Stephan und ich total verdutzt da und freuten uns ein Kullerkeks darüber, dass wir uns miteinander verständigen konnten, ohne Hilfe eines anderen Mosotho. Für Sam schien das alles selbstverständlich zu sein.
Das lustige an dem Ganzen war dann, dass der Chief anschließend gleich im ganzen Dorf herum ging, um die Nachbarn zu informieren, dass sie nun anfangen müssten die Steine heranzuschaffen. Da wird nicht erst auf eine passende Uhrzeit gewartet, nein. Halb sechs morgens war total okay für ihn, um es allen weiter zu geben. Und auch nicht mit Telefon oder über ein Anschlagbrett, geschweige denn über Mail oder sowas. Nein, unser Chief stellte sich in verschiedene Richtungen auf und schrie es den Nachbarn Häuserweise zu.
Das war ein Gaudi, das so anzusehen. Das würde doch in Deutschland so gar nicht geschehen, bzw. funktionieren. Aber hier sind die Leute so darauf fixiert Rufe und Nachrichten aus einer sogar viel weiteren Distanz wahrzunehmen, dass das Rufen des Chiefs fast schon wie ein Schrei direkt an ihren Ohren haette sein können. Die Menschen hier telefonieren hier sozusagen ohne Telefon am Ohr.
Manches Mal standen wir schon zusammen und einer der Basotho neben uns fing plötzlich an zur anderen Bergseite etwas zu schreien. Am Anfang schauten wir noch total verwundert an, da wir nicht auf den Ruf davor geachtet hatten, geschweige denn jemandem auf der anderen Bergseite hätten erkennen können. Aber mittlerweile wenden das sogar schon unsere beiden Jungs an und man nimmt schon den einen oder anderen Anruf aus der Ferne wahr. Sehr lustig ist auch, wenn der Anruf gar nicht an einem selbst gerichtet ist und er dann noch weitergeleitet werden muss.
Verrückt, aber es funktioniert, dass die Basotho sogar über fünf Ecken mit jemandem aus einem anderen Dorf hinterm Berg kommunizieren können. Und das dann auch noch eine Antwort zurück kommt, ist auch nicht selten.
Somit hört mein Stimmchen aus der Ferne, wie schön einfach das Leben doch sein kann, auch ohne Technologie.
Alles Liebe Eure Christiane
Sehr schön von Euch zu hören und was gerade in Moteng abgeht. Wow, da habt Ihr einiges vor mir der Wasserleitung!! Ich denke sehr an Euch. Auch an das OM – Team und die vielen Leute / Personen die in dieser Gegend wohnen. Ich bete für Euch und will für die Wasserleitung spenden.
Herzliche Segensgrüsse nach Moteng.
Karl Heizmann
Ps. Würde Euch gerne vor Ort unterstützen. Leider sind die Grenzen noch geschlossen.
vielen Dank für den anschaulichen Bericht. Das Rufen der Leute war mir neu, sehr beeindruckend. Gottes Segen für den weiteren Verlaf