Die ersten 10 Wochen des Nähkurses sind wie im Fluge verstrichen und die Teilnehmerinnen, wie auch wir Mitarbeiter, sind alle gleichermaßen begeistert. Und so wollen wir Freitags gar nicht stoppen mit dem Nähen. Es ist einfach so schön gemeinsam ein Projekt zuhaben und es vollenden zu können und so wird mit großen Eifer bis zur letzten Minute durchgearbeitet.
Es liegt eine echt wunderbare und gesegnete Zeit hinter uns. Wir wuchsen langsam zusammen und lernten uns am Morgen vor dem Kurs bei einer Tasse Tee, oder Kaffee kennen. Mittlerweile spaßen wir miteinander herum und erzählen uns Geschichten aus unserem Leben, so wie man das unter Freunden macht. Manchesmal wird es zur Herausforderung, wenn mal kein Übersetzer da ist, aber im Grunde genommen ist das auch nicht wirklich schlimm, da wir ja noch unsere Hände und Füße haben und es so wiederum echt heiter zugehen kann.
Das tolle daran ist, dass wir in diesem Kurz ein absolut gemixter Haufen sind, was die Sprachen und Herkunft betrifft. Das genieße ich voll, denn solch eine Vielfalt von verschiedener Herkunft ist total spannend. Und hier und da hat jeder mal Probleme sich zu verständigen und so sind wir , ob wir wollen oder nicht, auf uns gegenseitig angewiesen. So haben wir die Sprachen Khosa, Zulu, Shona, Afrikaans, Englisch, Deutsch, Niederländisch, Koreanisch und schnelles amerikanisches Englisch. Wobei gesagt werden muss, dass Englisch die Meisten sprechen, oder zumindest einigermaßen verstehen, selbst mein deutsches Englisch;-)
Bei den anschließenden Andachten sind die Teilnehmerinnen dann meist wieder etwas verhaltener. Alles ist neu für sie. Aber auch da kommen sie so langsam aus sich heraus und stellen Fragen, oder sprechen ihre Gedanken zum Thema dann während des Nähens aus. Und das ist super. Wir wollen ihnen ja auch nicht den Glauben überstulpen, sondern ihnen lebendiges Christsein näher bringen.
Nun aber mal zu unseren genähten Werken:
Begonnen haben wir mit Handarbeit. Das war für manch einem von uns etwas Kniffelig. Darauf folgte Maschinenkunde und los ging es. Das erste mit der Maschine genähte, war ein Kissenbezug, gefolgt von kleinen herz-oder kreisrunden Kissen. Um diese Anwendung der geraden Stiche oder Kurven oder gar Zickzacklinien zu üben und zu verinnerlichen, gab es eine Einheit wo sie nur diese Anwendungen folgen mussten. Für einige war das eine echte Herausforderung.
Dann kam das Highlight- die Schürze.
Dafür brauchten sie dann etwas länger, aber die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Zudem war es für mich persönlich ein extra großes Geschenk zu sehen, wie jede der Frauen strahlte und mit Stolz ihr vollendetes Werk präsentierte.
Auch beim nähen des Rockes, in Kindergröße, nähten sie voller Eifer. Beaulla war an diesem Projekt leider nicht beteiligt, da sie nach Simbabwe musste, aber dafür war ihre ältere Tochter, More Blessing, dabei und diente uns als Model. Die kleine Maus war so süß. Sie posierte mit jedem neu fertig gewordenen Rock ein Stück selbstbewusster. Ein Spaß war das mit anzusehen. Zudem motivierte das die Frauen ihren Rock unbedingt noch fertig zubekommen, um ihn ihr noch anziehen zu können.
Den Kurs habe ich mit Grietjie, einer Südafrikanerin(im ersten Foto, unten im Bild, mit Brille), begonnen. Sie hatte schon einmal solch einen Kurs gegeben und so konnten wir von ihren Erfahrungen diesbezüglich profitieren. Sie übernimmt den Hauptteil der Erklärungen, was mir immer sehr entgegen kam, da mir einfach noch die meisten fachspezifischen Vokabeln fehlten. Doch wenn es dann losgeht, bin ich ein gleichwertiger Ansprechpartner für die Frauen.
Im Laufe des Kurses habe ich noch Marieke (Holländerin) mit ins Boot geholt, sodass wir drei Leiter sind und somit die Absprachen und Planungen etwas leichter verlaufen. Grietje ist zwar eine leidenschaftliche Nählehrerin, jedoch was Planung und Absprachen angeht, sehr chaotisch. Und so ging meine erhoffte Theorie, eine bessere Absprache und etwas mehr Struktur hineinzubekommen(deutsch eben:-)), in eine gute Praxis über. Zudem ist Marieke (unten im Bild ganz links) eine Mitarbeiterin im Meetse- AidsHopeCenter und somit eine gute Ansprechpartnerin, nicht nur vor Ort.
Meine ersten alleinigen Schritte im Erklären und Lehren, mit Marieke im Petto, habe ich mir auch schon zugetraut. Grietjie fiel für drei Male aus, da sie auf einer Konferenz war. Und so traute ich mich. Es war nicht so einfach. Alles dauerte etwas länger für die Frauen, da ich mich des Öfteren wiederholt habe, um auch wirklich alles verständlich herüberzubringen. Doch im Endeffekt hat alles super geklappt.
Ich bin Gott von ganzem Herzen Dankbar, dass ER es möglich gemacht hat, dass wir diesen Kurs, dort im Township, zusammen machen können. Auch dass wir genug Nähmaschinen zur Verfügung haben, sowie mehr als ausreichend Stoffspenden bekamen, sodass wir nach Herzenslust nähen konnten, ist mehr als ein Geschenk.
Am Anfang der Planung war ich mit absoluten Eifer dabei alles über Nähkurse in Erfahrung zu bringen und sog quasie jegliche Info die ich bekommen konnte nur so auf und organisierte, ohne dass ich es eigentlich wirklich wahrnahm den ganzen Kurz mit allem was dazugehörte. Doch als ich dann kurz davor war, den Kurs dann wirklich zu starten, bekam ich Muffensausen und hatte Angst dann doch damit zu beginnen.
Beim Nähen ist es oft genau so. Wir suchen uns ein Projekt aus; schneiden dann den Stoff zu und bekommen Muffensausen, dass es dann vielleicht doch etwas zu klein sein könnte und dann wäre alles verhauen. Doch dann kommen die ersten geschlossenen Nähte und das Stück nimmt nach und nach Gestalt an und dann können wir doch tatsächlich erkennen wie es einmal aussehen könnte. Und man bekommt daraus neuen Mut und näht mit wachsendem Eifer weiter.
Auch mein Eifer wuchs wieder, als dann der erste Kurstag vorüber war und alles nicht nur super geklappt hatte, sondern uns allen auch echt Spaß gemacht hatte. Der Kurs lief.
Doch dann kamen die ersten kleinen Schwierigkeiten, die mich zur Verzweifelung brachten. Struktur und Planung, alles was mein deutsche Herz so begehrt, waren irgendwie auf der Strecke geblieben. Grietjie war ein absolutes Gegenteil von mir und kein Teamplayer, was eine echte Herausforderung für mich war.
Da waren sie wieder, all die Fäden und krummen Nähte die man sieht, wenn man sein Stück auf Links dreht und es begutachtet. Ein einziges Chaos. Das konnte nichts werden, dachte ich bei mir. Doch dann drehte Gott mein Stück um und zeigte mir die rechte Seite meines im entstehenden Werkes und da erkannte ich, daß selbst durch all diese Fäden und krummen Nähte das große Ganze schon so wunderbar geworden ist. Gott hat den Überblick. So zeigte er mir ganz klar, nach den drei Wochen, dass Marieke mit in die Leitung gehört. So kam es zu unserer ersten gemeinsamen Mitarbeitersitzung. Und was soll ich sagen, das Chaos war mit Grietjie gegenwärtig, aber wir sind jetzt auf einem guten gemeinsamen Weg. Dank unseres Schöpfers, der die Fäden in der Hand hält, können wir gemeinsam arbeiten und uns so annehmen wie wir nun mal sind.
Gottes Segen Euch
Eure Christiane